Ski the Rockys

Wenig Schnee? Das war so ziemlich das Erste, was die 22 Teilnehmer der Kanadareise vom 14. bis 25.März zu hören bekamen, nachdem sie am Flughafen von Calgary in den Bus des örtlichen Reiseveranstalters gestiegen waren, der sie in einer knapp zweistündigen Fahrt nach Banff bringen sollte.

El Nino hätte Schuld hieß es da, Man hätte die schlechtesten Schneeverhältnisse seit Jahrzehnten, und daß dieses Jahr nur 2 bis 3 Meter Schnee liegen würden. Nur zwei bis drei Me..., naja, damit müsste man doch eigentlich leben können.

Im Hotel Voyager Inn angekommen, wurden, nachdem die Frage der Öffnungszeiten des Haupteinganges geklärt war, die Zimmer bezogen. Da es zwischenzeitlich Abendessenszeit geworden war, wurde von Einigen die nähere Umgebung des Hotels erkundet. Die meisten aber zogen es vor, im Hotel zu Abend zu essen, und dann zeitig zu Bett zu gehen.
Am nächsten Morgen ging es nach einem typisch amerikanischen Frühstück mit Rührei, Speck, Würstchen, Bratkartoffeln und Kaffe bis zum Abwinken nach Sunshine Village, um das erste der drei von Banff zu erreichenden Skigebiete zu erkunden. Die Schneeverhältnisse waren, wie schon angekündigt, für kanadische Verhältnisse nicht überragend aber doch erträglich ( in Österreich hätte man aufgrund der Schneemassen den nationalen Notstand ausgerufen ). So verbrachte man den ersten bewölkten Tag mit Skifahren, nicht ohne voller Bewunderung, in einer gemütlichen Skihütte mit einem Fassungsvermögen von ca. 2000 Menschen eine Mittagspause eingelegt zu haben.
Als am nächsten Morgen, dem Sonntag, um 7.30 Uhr der Wecker klingelte und der Zimmergenosse des Verfassers einen Blick aus dem Fenster tat, hörte man nur ein 'Mer kenne leiebleibe, es schneit'. Einige denken jetzt bestimmt, daß an diesem Tag nicht viel los war, aber weit gefehlt. Nach dem oben bereits erwähnten obligatorischen Frühstück teilte sich die Gruppe ziemlich schnell auf. Ein paar ganz Verwegene gingen tatsächlich zum Skifahren. Andere nutzten den Tag, um sich Banff anzusehen und das Einkaufserlebnis anzutesten, und eine dritte Gruppe Unerschrockener machte sich unter der Führung eines ortsunkundigen Scouts auf den Weg zu den 'Banff Upper Hot Springs', den heißen Quellen in den Bergen oberhalb von Banff. Ich möchte auf diesen Ausflug hier nicht weiter eingehen, außer, daß der Heimweg ungefähr ein Zehntel des Hirnweges ausmachte, weil wir da einer anscheinend ortskundigen Gestalt in die Büsche gefolgt waren.

An diesem Tag und in der darauf folgenden Nacht erlebte Calgary den schwersten Schneesturm seit Jahrzehnten. Fast 70cm Schnee in 24 Stunden! Leider hatten unsere Skigebiete davon so gut wie nichts abbekommen. Am wenigsten 'Lake Loise', in das es die meisten am Montag zog. Nach der fast 45 Minuten dauernden Busfahrt von Banff nach Lake Loise musste man feststellen, daß es hier wohl gar nicht geschneit hatte. Trotzdem wurde der Tag zum Skifahren genutzt. Deshalb waren wir ja auch da. Gegen Mittag ließ sich dann sogar die Sonne blicken, die sich bis zum Freitag nur noch gegen Abend zurückzog, um dem Mond sein Recht zukommen zu lassen. So wurden die folgenden Tage mit Skifahren in dem einen oder anderen Skigebiet verbracht. Auch das Problem der Massenabfertigung in dem Skihütten wurde durch Verlagerung des Treffpunktes in die 'Trappers Lodge' umgangen, einem gemütlich eingerichtetem Blockhaus, in dem man kostenlose Erdnüsse ungeniert über den Boden verstreuen konnte. Abends probierte man das eine oder andere Restaurant und die eine oder andere Kneipe aus und verbrachte einen angenehmen Urlaub.

Daß sich bereits am dritten Morgen einige über das Frühstück beschwerten, und ein paar ganz Unerschrockene sogar das Hotel wechselten (natürlich nur zum Frühstücken), kann der Autor dieser Zeilen überhaupt nicht verstehen. Was will ich mit Brötchen, Wurst und Käse, wenn ich Eier und Speck haben kann ?

Ach ja die Abende, während einige den angebrochenen Abend lieber in der Hotelbar ausklingen ließen, begaben sich unsere Cowboy's lieber nochmal auf die Weide, um nach dem Vieh zu sehen. (Daß allerdings das 'Wild Bills' demnächst in Wild Peters umbenannt werden soll, ist dennoch nur ein Produkt übler Nachrede.)

Am zweiten Sonntag unserer Fahrt, der von den meisten übrigens zum Shopping oder Spazierengehen genutzt wurde, weil es mal wieder den ganzen Tag Schnee schneite, stand für acht unsrer Teilnehmer noch ein Höhepunkt auf dem Programm. In einem Anfall sportlicher Begeisterung hatten sie sich entschlossen, ein Spiel der NHL ( der National Hockey Leage ) live zu beobachten. So fuhren die acht nach Calgary zum 'Saddledome' um sich das Spiel der Calgary Flames gegen die St.Loise Blues anzuschauen. In der beeindruckenden Arena, in der ca. 20.000 Zuschauer Platz finden, kam leider selten richtig Stimmung auf, und das obwohl die Gastgeber nach einem furiosen ersten Drittel die Unterstützung der Zuschauer nötig gehabt hätten. Ach ja, der Spieler den unser Eishockey Pro Wolfgang als ersten verkaufen wollte, entpuppte sich im Laufe der Begegnung als Star der Flames und erzielte mit drei Treffern die meisten Tore des Spiels, das übrigens 5:3 für die Gastgeber aus Calgary endete. Im Hotel zurück begab man sich sofort in die Bar um unserem Mitfahrer Walter zum Geburtstag zu gratulieren. Wie es eine glückliche Fügung wollte, gab es an diesem Tag den Pitcher Bier zum halben Preis. Alles andere soll unerwähnt bleiben.

Der Montag, was ja jetzt bekanntermaßen Walters Geburtstag ist, bescherte fünfen noch ein ganz besonderes Vergnügen. Der am Vortag wegen schlechten Wetters abgesagten Helikopterflug über die Kanadischen Rockys konnte nachgeholt werden. Sichtlich beeindruckt kehrten die Teilnehmer von dieser Exkursion zurück. Der Rest kann nur bis zu unserem Diaabend warten, um an diesem Erlebnis wenigstens etwas teilhaben zu können. Das einzig Erwähnenswerte, das sich vor unserem Abschlußabend an eben jenem Montag zugetragen hat ist, daß Walter vergessen hatte, wie schnell in Kanada die Bäume wachsen und deshalb eine Tanne, die einsam und verlassen mitten im Weg stand, übersehen hat. Allerdings ist er noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Der bereits erwähnte Abschlußabend wurde in dem ebenfalls bereits erwähnten Wild Bills verbracht, in dem nach einem guten Essen, bei dem einem das Steak zu klein war und er deshalb die gleiche Portion noch einmal bestellte, in gemütlicher Saloonatmosphäre dann eine REAGGAE Band zum Tanz aufspielte.
Dienstag 25.März. Es heißt Abschied nehmen. Abschied von einer beeindruckenden Landschaft, auch wenn keiner der Berge über 4000 Meter war, von einer freundlichen und offenen Bevölkerung, auch wenn der eine oder andere Verständigungsschwierigkeiten hatte un d von dem besten Frühstück der Welt, von dem einige auch eine andere Meinung haben.

Alles in allem ist Kanada ein Land in dem man sich wohl fühlen kann, und ich bin sicher, daß mancher noch mal dorthin zurückkehrt.